ProjektpartnerInnen berichten: Die Corona-Pandemie in Palästina
Dr.in Sumaya Farhat-Naser ist eine langjährige Partnerin vom Weltgebetstag der Frauen Österreich. Die palästinensische Christin ist eine international anerkannte Friedensaktivistin. Sie berichtete uns, welche Auswirkungen die Corona-Pandemie auf ihre Heimat hat:
„Die meisten halten sich an die Ausgangsbeschränkungen und bleiben Zuhause. Aussicht auf Beruhigung ist noch nicht in Sicht. Wenn möglich wird Home Office gemacht, aber viele arbeiten als Tagelöhner und haben somit derzeit kein Einkommen. Es werden jedoch verschiedene Aktivitäten unternommen, um bedürftige Familien zu unterstützen. Die Solidarität ist groß und wir haben Übung im Leben mit der Ausgangssperre.“
Die Angst vor der Ansteckung sei sehr verbreitet, so Farhat-Naser. Die Krankenhäuser hätten ohnehin zu wenig Betten und es fehle an Medikamenten sowie Schutzmasken und Beatmungsgeräte. Ihr Sohn Anis arbeitet im Krankenhaus in Jerusalem. Acht Tage bleibt er Tag und Nacht dort, dann kommt er für acht Tage nach Hause, damit, falls Ärzte angesteckt werden, eine Gruppe Ärzte den Dienst weitermachen kann. Wenn er Zuhause ist, dann hält er sich in einem extra Zimmer im unteren Geschoss des gemeinsamen Hauses auf, um seine Eltern, seine Kinder und Frau nicht anzustecken.
Die ehem. Dozentin für Botanik und Ökologie warnt, in Israel verbreite sich die Krankheit schnell. Unter anderem liege das an den pendelnden palästinensischen ArbeiterInnen, sie würden ihre Familien anstecken. Israel verpflichte die ArbeiterInnen zwar, dass sie in Israel bleiben, damit die Krankheit sich nicht verbreite, doch Tausende schmuggeln sich laut Dr. Farhat-Naser über die Grenze. Sie seien eine große Gefahr für alle, Israelis und PalästinenserInnen. Und welch ein politisches Durcheinander! Israel nutze die Situation, um neues Land zu Konfiszieren und Häuser zu zerstören – weitere Fakten würden somit geschaffen werden.
Normalerweise arbeitet Dr. Farhat-Naser mit Frauengruppen und Jugendlichen. In Workshops, Seminaren und Kursen lehrt sie Frauen, Mädchen und Jungen die Fähigkeit zum Dialog und zur Bewältigung von Konflikten. Diese Arbeit ist aufgrund der Ausgangsbeschränkungen zurzeit nicht möglich. Sie berichtet, dass sich viele Familien Sorgen um ihre Zukunft, machen. Das Ausbleiben der Einkommen und das enge Aufeinandersitzen im Haus bringe viele Probleme mit sich, oft führe das zu Gewalt gegen Frauen und Kinder. Viele Mädchen und Frauen hätten seelische Probleme. Sie beraten und stärken diese Mädchen und Frauen per Internet und organisieren Hilfe, wenn nötig. „Per Whats App und Telefon bin ich im ständigen Kontakt mit den Frauen in unseren Gruppen und mit den Jugendlichen. Es ist eine besondere Zeit. Unsere Enkelkinder sitzen Zuhause und bekommen täglich Aufgaben per Internet. Wir beschäftigen uns mit ihnen. Es ist gerade Frühling und wir können im Garten beobachten wie die Blumen wachsen und erfreuen uns an den Gesängen der Vögel. Das macht Freude und gibt Kraft. Wir ermutigen die Menschen im Garten zu arbeiten, das ist eine nützliche Tätigkeit und spendet Kraft.“
Über diesen Link erhalten Sie mehr Informationen zu ihrem Projekt: Bildung und Friedenserziehung von Frauen und Jugendlichen