Vier Frauen am Anfang
Eine unglaubliche Geschichte ist die des ökumenischen Weltgebetstags der Frauen in Rumänien. Vier Frauen begannen vor 50 Jahren mit dem Weltgebetstag der Frauen. Die deutsche Frau des Bischofs Klein, Maria Klein, lud drei Frauen zu sich ins Wohnzimmer ein, um den Gottesdienst zum Weltgebetstag der Frauen zu beten. Diesen hatte vermutlich Else Müller aus Stein mitgebracht. Kissen auf dem Telefon und dort, wo noch Mikrofone vermutet wurden, geflüsterte Informationen (es war die Zeit der Securitate). Zu „Take Courage!“ schrieben Frauen aus Ägypten, Philippinen, Indien, Jamaika und den USA den Gottesdienst. So begann der Weltgebetstag der Frauen in Rumänien. Ab 1975 konnte man einen Gottesdienst anmelden, die Vorbereitungen aber waren verboten und fanden auf „Erholungstreffen“ der Pfarrfrauen statt. Helga Pitters, fast 95jährig, erzählte sehr lebendig von den schwierigen Anfängen des Weltgebetstags in der kommunistischen Zeit mit heimlichen Treffen.
Der Kontext in Rumänien für ökumenische Arbeit ist bis heute intersektional: nicht nur verschiedene Kirchen und Kulturen, sondern auch verknüpft mit unterschiedlichen Sprachen und Traditionen. Evangelisch-deutsch, orthodox-rumänisch, katholisch-rumänisch oder ungarisch, reformiert-ungarisch. Und doch gelang ab 1995 der Aufbau eines ökumenischen Komitees, das mit der Liturgie zum Weltgebetstag 2002 beauftragt wurde.
Wer hätte vor 50 Jahren auch nur einen Leu gewettet, dass diese vier Frauen einen Anfang setzen?
Ihr gemeinsames heimliches Beten von Worten aus fremden Ländern und Flüstern neuer Informationen brach Abgeschlossenes auf und knüpfte sich ein in ein weltweites Gebetsnetz. Einen Spalt schaffen für Neues, bereit zur Veränderung, bereit, etwas anderes zu hören und sich damit auseinanderzusetzen – dieser Spalt vergrößerte sich immer mehr und die Frauen gingen den Weg der Veränderung.
Wege entstehen im Gehen
Nur Schritt für Schritt eröffneten sich im Lauf der Zeit Wege, die nicht gebahnt waren. Das gilt auch für heute. Ob solche Schritte im Nichts enden, weiß man nicht, es gibt keine Garantie für Erfolg. Aber solche Jubiläen heben sie ins Gedächtnis. Sie machen die Frauen sichtbar, zeigen, wer und wie sie Wege bahnten. Sie markieren, was wichtig war und für die Zukunft wichtig sein kann. Die grenzüberschreitenden Vernetzungen etwa im Weltgebetstag schufen widerständige Fenster zur Welt, als Rumänien zum Ostblock gehörte. Nach dem Fall der Sowjetunion stützten sie die notwendige Aufbauarbeit.
Ohne diese Vernetzungen wäre es noch schwerer gewesen, die ökumenische Arbeit und die Evangelische Frauenarbeit aufzubauen und durchzutragen. Die internationale Präsenz von Frauen am Jubiläumstag würdigte diese Leistung, sie bestätigte die Ausstrahlung solcher Jubiläen und die Solidarität.
Vor dem Festakt im Bischofspalais begannen die Feierlichkeiten In der Stadtpfarrkirche in Hermanstadt/Sibiu. Drei Pfarrerinnen, eine Gemeindepädagogin und eine Diplomtheologin leiteten einen wunderbaren Frauengottesdienst und setzten so ein Zeichen für die Zukunft.
Der WGT in Österreich dankt für die Einladung zu diesem Dreifach- Jubiläum, fühlen wir uns doch mit dem WGT in Rumänien besonders verbunden, denn viele WGT- Frauen in Österreich haben ihre Wurzeln in Siebenbürgen und an den jährlichen Tagungen nehmen traditionell immer auch Frauen aus Siebenbürgen/Rumänien teil.
Der WGT in Österreich wünscht, dass sich in Rumänien auch weiterhin Frauen für die Weltgebetstagsbewegung engagieren unter Gottes Schutz und Segen!
Auszug aus dem Artikel von Prof. Dr. Ulrike Bechmann:https://www.feinschwarz.net/wege-entstehen-im-gehen-drei-jubilaeen-christlicher-frauen-in-rumaenien-ein-lernort-der-hoffnung/
Ergänzungen Brigitte Zinnburg