Projektpartnerinnen berichten: Auswirkungen von Covid-19 auf Guatemala

Projektpartnerinnen berichten: Auswirkungen von Covid-19 auf Guatemala

Die Situation nach mehr als 4 Monaten Lock-Down in Guatemala ist alarmierend. Die Anzahl von Hungernden hat sich seit März verdoppelt! Unsere Partnerorganisationen vor Ort MIRIAM Guatemala hat uns über die Herausforderungen für die Menschen und ihre Arbeit berichtet. Derzeit sind 49.789 Menschen in Guatemala an Covid-19 offiziell erkrankt und rund 2.000 Menschen daran verstorben. Gefahr droht von außen, wie MIRIAM Guatemala berichtet, kehren Migrant*innen aus den USA zurück, viele von ihnen halten die Quarantäneregeln nicht ein und verbreiten so das Virus im Land.

Mitte Juli hat die Corona-Pandemie auch die Regierung erreicht. Die Ministerin für Kultur und Sport, Silvana Martínez,  hat sich mit dem Virus infiziert und befindet sich in Quarantäne. Daraufhin hat der Präsident Giammattei alle Personen, die Kontakt zu ihr hatten, ebenfalls in Quarantäne geschickt. Das gesamte Kabinett wird deswegen nicht an Besprechungen mit dem Präsidenten teilnehmen. Giammattei und sein Vize werden dagegen weiterhin vom Regierungssitz die Amtsgeschäfte führen.

Die Regierung hat nach dem ersten Covid-19-Fall am 15. März erste Maßnahmen gesetzt. Seit dem 17. März 2020 sind die Grenzen Guatemalas geschlossen. Alle Passagierflüge von und nach Guatemala sowie im Inland wurden ausgesetzt, ebenso wie der öffentliche Personenverkehr einschließlich Überlandverkehr.  Der Ausnahmezustand (Estado de Calamidad) dauert weiterhin an. Es gilt eine allgemeine Ausgangssperre von 18 Uhr bis 5 Uhr. Am Wochenenden gilt die Ausgangssperre ab Samstag 14 Uhr bis Montag 5 Uhr. Supermärkte und Lebensmittelläden und Restaurants mit einem Lieferservice dürfen von 6 Uhr bis 16 Uhr öffnen. Banken und Finanzzentren, Versicherungsanstalten als auch Hotels dürfen ihre Geschäfte zwischen 5 Uhr und 17 Uhr führen. Bei weiterhin steigenden Fallzahlen sind weitere Einschränkungen nicht ausgeschlossen. Schulen, Universitäten, Bars, etc. sind geschlossen, Krankenhäuser sind für ambulante Termine geschlossen. Auch wichtige Behandlungen, wie Chemotherapien wurden ausgesetzt. Es gilt ein Verbot von Veranstaltungen, von Besuchen in Altersheimen und Justizvollzugsanstalten sowie von Hamsterkäufen, der Alkoholkonsum auf öffentlichen Plätzen ist untersagt. Badestrände/-seen und sonstige touristische Ziele sind gesperrt. Personen, die sich an der Verbreitung von „Gerüchten“ beteiligen, droht eine Anzeige. Apotheken dürfen rund um die Uhr öffnen.

Die arme und vor allem die indigene Bevölkerung sind besonders hart von den Regierungsmaßnahmen betroffen. Viele haben ihre Arbeit verloren oder sind im informellen Sektor tätig, der von der Schließung der Märkte und den Ausgangsbeschränkungen zum Erliegen gekommen ist. Das hat zur Folge, dass viele ihre Ware nicht verkaufen können und somit kein Einkommen haben. Dazu kommt, dass die Lebenmittelpreise in den letzten Monaten stark angestiegen sind. Da viele Märkte geschlossen wurden, müssen die Leute in den Geschäften einkaufen, wo die Preise höher sind. Viele Familien stehen vor dem Nichts und können sich die Lebensmittel nicht mehr leisten. Als Zeichen hängen sie weiße Fahnen vor ihre Haustür und bitten damit um Lebensmittelspenden.

MIRIAM Guatemala berichtet, dass viele trotz den Ausgangsbeschränkungen arbeiten gehen müssen, damit sie ihre Familie versorgen können. Sie setzen sich einem Risiko aus. Da die öffentlichen Verkehrsmittel nicht fahren, müssen sie außerdem teure Taxifahrten bezahlen. Viele Familien können die Miete oder die Rechnungen für Wasser und Strom nicht mehr bezahlen, abgesehen vom Internet, das viele bräuchten, um von zu Hause aus arbeiten zu können. Studierende geben ihre Wohnungen auf und kehren zu ihren Familien zurück, so auch die Stipendiatinnen von MIRIAM Guatemala.

Die Regierung habe verschiedene Programme zur Unterstützung der Bevölkerung gestartet: Lebensmittelversorgung von 200.000 Familien, Arbeitslosenunterstützung für den informellen Sektor in Höhe von Q 1.000 monatlich (ca. 110 Euro) und ein Härtefond für sehr betroffene Familien (Q 1.000 monatlich).

MIRIAM unterstützt ihre Mitglieder mit psychologischer Betreuung über das Telefon. Tutorien, Kurse und Diplomandinnenbetreuung erfolgt für Frauen, die über ein Smartphone verfügen über das Programm Zoom. Hierfür zahlt MIRIAM ihnen das Internet. Weiters wurde ein kleiner Notfallfond eingerichtet. Die Büros von MIRIAM sind geschlossen. Für die Überweisung von Unterstützungszahlungen muss das Verwaltungspersonal in die Büroräumlichkeiten, was durch die derzeitigen Einschränkungen mühsam ist.

 

Quelle: MIRIAM Guatemala,
https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/guatemala-node/guatemalasicherheit/221882;
https://amerika21.de/2020/07/241626/guatemala-kabinett-quarantaene

 

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